Erinnerst Du Dich noch an das Gefühl als Du des letzte Mal frisch verliebt warst? Du hast Deinen Partner grenzenlos angehimmelt, fandest einfach alles an ihm toll. „Anhimmeln“ bedeutet also jemanden rundum zu lieben bzw. zu bewundern. Man kann „negativ“ anhimmeln, indem man den anderen auf einen Sockel stellt und sich dabei selbst klein macht, also aus eigenem Mangel an Selbstwert. Aber auch „positiv“ aus eigener Fülle und Selbstliebe heraus. Im ersten Fall sieht man den „Himmel“, also das Liebenswerte, nur im anderen, im zweiten Fall in sich und im anderen zugleich.
In diesem Blog-Artikel geht es um das „Anhimmeln“ in seiner positiven Bedeutung. Darum, wie Du Deinen Partner aus eigener Liebe heraus „anhimmeln“ kannst, unabhängig davon wie er ist und wie lange ihr bereits zusammen seid. Und nicht nur Deinen Partner, durch fortlaufendes Üben kannst Du in allem zunehmend den „Himmel“ sehen, Dich in alles und jeden neu „verlieben“: in Dich selbst, deine Mutter, deine beste Freundin, Deinen Nachbarn, Deine Katze, Deine Zimmerpflanze, die Bäckersfrau, Deine nervige Schwiegermutter, Dein Leben und sogar Deine „Feinde“. Ja, das ist möglich! Beginnen wir bei der Übung aber nicht gleich mit dem nervigen Kollegen, sondern leichter mit einem Menschen, den Du bereits liebst oder zumindest gerne hast – zum Beispiel Deinem Partner, Deiner Katze oder Deinem besten Freund. Übe das Anhimmeln, indem Du ihn eine Weile mit dem „liebevollen Blick“ betrachtest. Probier es mit folgender Übung direkt einmal aus.
Übung im Anhimmeln: Der liebevolle Blick
Nimm Dir einen Moment für Dich und wähle ein Übungssubjekt aus. Die Übung kann mit der anderen Person abgesprochen sein, muss es aber nicht. Besonders einfach ist es, wenn sie schläft oder ihr die Übung gleichzeitig miteinander ausführt. Entscheide Dich jetzt dafür in ein Gefühl der Liebe zu gehen und alles liebevoll zu sehen. Betrachte dann Dein Gegenüber ganz neu, so als hättest Du es noch nie gesehen. Taste es mit Deinen Augen langsam und aufmerksam ab. Liebe und bewundere dabei alles an ihm, worauf Dein Blick gerade fällt: Jeden Zentimeter, jedes Haar, jede Falte. Am leichtesten fällt es Dir vermutlich mit seinen Augen, seinem Gesicht. Aber spare nichts aus, sondern bewundere ausnahmslos alles an ihm, was Du siehst. Sieh nur das Schöne, das Liebe in ihm, egal, ob es einem Bild von Schönheit entspricht. Lass die Liebe dabei möglichst frei und „naiv“ fließen, halte nichts zurück. Falls Du Du dabei schämst, so „verliebt“ zu schauen, trau Dich Dich selbst so zu zeigen, trau Dich die Liebe voll zu fühlen.
Erfolg durch Übung und Geduld
Und, wie hat sich die Übung angefühlt? Falls Du Dich zwischendurch albern gefühlt hast, Dein Gegenüber „hässlich“ fandest oder keine Liebe spüren konntest – don’t worry! Schließlich war das Dein erster Versuch, sind diese anfänglichen Widerstände nichts Besonderes. Lass Dich davon nicht entmutigen und probier es einfach ein andermal erneut aus, vielleicht fällt es Dir dann schon viel leichter. Falls es direkt geklappt hat – herzlichen Glückwunsch! Du weißt jetzt (wieder) wie Anhimmeln funktioniert, nun kannst Du es weiter üben, wenn Du Dich fordern willst vielleicht auch schon mit Übungspartnern, die Du (noch) nicht so magst.
Egal, ob Du direkt ein Erfolfserlebnis hattest oder nicht: geduldig weiter üben ist wichtig, wenn Du Erfolg haben willst. Das muss nicht regelmäßig und in extra Übungszeiten am Tag sein. Du kannst den liebevollen Blick immer dann üben, wenn Du gerade daran denkst, Lust dazu hast oder eine Situation sich dafür eignet, Du Dich also nicht auf etwas anderes konzentriern musst (nicht z. B. beim Autofahren). Immer wieder zwischendurch und unterwegs. Deshalb ist diese Übung auch so praktisch. Besonders, da Du sie auch „unauffällig“ im Innern praktizieren kannst, so dass es von außen nicht unbedingt zu erkennen sein muss, wenn es gerade unpassend ist (z. B. in einem langweiligen Vortrag). Das liebevolle Sehen funktioniert nicht nur in Bezug auf Lebewesen, sondern auch bei Objekten. Wenn Du fortgeschritten bist, kannst Du auch eine Rose oder einen Mülleimer anhimmeln. Wen oder was Du anhimmelst ist letztendlich irrelevant, einzig auf Deine innere Ausrichtung, Deine Absicht es lieben bzw. bewundern zu wollen, kommt es an.
Der Himmel ist immer schon in Dir
Um in den himmlischen Zustand der Liebe hinein zu „gehen“ reicht der Entschluss dazu vollkommen aus. Denn die Liebe ist Dein Urzustand und damit nicht weiter als einen Gedankenschritt von Dir entfernt. Das heißt, Du musst nichts erreichen, denn die Liebe ist bereits da: Der „Himmel“ immer schon in Dir. In unserem Alltagsbewusstsein sind wir – in der Regel unbewusst – permanent mit der Abwehr der Liebe beschäftigt. Wir gehen lieber in die gewohnte Angst, die vermeintliche Sicherheit des Widerstandes, als uns einfach in die erlösende Liebe fallen zu lassen. Die Macht der Gewohnheit, nichts weiter. Durch Deinen angeborenen freien Willen hast Du aber zum Glück jederzeit die Möglichkeit, Dich für den Bewusstseinszustand der Liebe zu entscheiden. Dabei musst Du nichts tun, im Gegenteil, nur lassen, Dich gegen ihn zu wehren. Dann kommt die Liebe wie von selbst hervor, breitet sich ungehindert in Dir aus und sogar in die Welt hinein über Dich hinaus. Dann kannst Du erfahren, dass Anhimmeln nicht nur in der ersten Verliebtheit und nur in Bezug auf Deinen Partner möglich ist. Aber fange ruhig erst einmal in Deinem nahen Umfeld an.
Anhimmeln bei frisch Verliebten
In der Regel kennen wir das Anhimmeln zunächst aus der akuten Verliebtheit – frisch verknallt finden wir unseren Partner rundum himmlisch und perfekt. Im Verlauf einer längeren Beziehung nimmt das Verliebtheitsgefühl normalerweise ab. Dass wird allerdings nicht zwingend als Verlust empfunden, wenn sich die Verliebtheit dabei in eine tiefe, partnerschaftliche Liebe transformiert. Es kann sogar eine Erleichterung sein, da diese Verliebtheit manchmal auch ganz schön anstrengend ist – oft leidet nicht nur die Arbeit darunter, sondern auch Freunde und Ruhe kommen zu kurz. Trotzdem vermissen wir es später manchmal, würden es ab und zu gerne wiederbeleben können.
Verliebtheit ist eine Art der Fixierung, bei der durch die berüchtigte rosa Brille der Partner als perfekt wahrgenommen wird: der Fokus liegt ausschließlich auf seinen „Vorzügen“, „Schwächen“ werden komplett ausgeblendet. Es ist ein selbst gemachtes Bild. Man könnte also auch von einem extremen Verlust der Realität bzw. Objektivität sprechen. Problematisch an dieser Beurteilung ist allerdings, dass die Wahrnehmung an sich immer subjektiv ist, man sich immer und von allem ein bestimmtes Bild macht. Dadurch definiert jeder auch, was „Vorzüge“ und was „Schwächen“ für ihn sind.
Vielleicht kennst Du es aus eigener Erfahrung, dass Du jemanden angehimmelt hast, in dem Deine Freunde beim besten Willen wenig Anhimmelnswertes sehen konnten. Das zeigt, dass es nicht von den Eigenschaften bzw. „objektiven Vorzügen“ des Angehimmelten abhängt, ob Du ihn anhimmeln kannst. Es braucht offenbar keine allgemeingültige Charaktereigenschafte oder einen bestimmten Grund, um sich als anhimmelbar zu qualifizieren. Eine gewisse Werte-Schnittmenge gibt es allerdings schon, so dass es der Mehrheit von uns bei einigen Menschen leichter fällt den „Himmel“ in ihnen zu sehen als bei anderen.
Anhimmeln – verliebt in Bild, Rolle oder wahres Sein?
Den Himmel in anderen sehen – in der Regel fällt uns das bei einigen Menschen leichter als bei anderen. Das offenbart sich beispielsweise im Fankult, bei dem viele Menschen einen Einzigen aufgrund bestimmter Kriterien, die gerade „in“ sind, aus der Ferne anhimmeln. Die Distanz spielt in diesem Fall eine wichtige Rolle, denn was da angehimmelt wird ist in der Regel mehr das medial geprägte Bild eines Menschen als die Person. Da drängt sich die philosophische Frage auf, was die private Person von dem medial vermittelten Bild der Person unterscheidet: Wie ist sie „in echt“, was ist bloß Rolle, was ihr eigentliche Natur? Und können wie überhaupt existieren ohne in irgendeine Rolle zu schlüpfen – was ist unsere Person, was unser wahres Sein?
Der Begriff „Person“ stammt vom lateinischen „persona“ ab, was so viel wie „Maske“ oder „Rolle“ bedeutet. Das heißt, dass man in der Antike davon ausging, dass wir auf der „Bühne des Lebens“ immer irgendeine Rolle spielen, ob wir wollen oder nicht. Immerhin können wir wählen, welche. Damit einhergehend wird das irdische Leben in der Yogaphilosophie als „Leela“, das göttliche Spiel, bezeichnet. Unser wahres Selbst ist ihr zufolge ein göttlicher Kern, bestehend aus „Sat-Chid-Ananda“, aus dem Sanskrit übersetzt „Sein, Wissen und Glückseligkeit“. Dieser Kern sei unsterblich, unverletzlich und unabhängig von den Rollen, die wir auf der Erde spielen bzw. Bildern, die wir uns voneinander machen.
Rosa Brille beiseite – den Partner neu sehen
Vom Fankult auf unseren Geliebten übertragen können wir uns auch bei ihm fragen, was wir an ihm eigentlich angehimmelt haben: Eine Rolle, Maske, ein Bild oder vielleicht doch ein dem alles zugrunde liegendes,wahres Selbst? Das aus der Distanz gebildete erste Verliebtheits-Bild unseres Partners entlarvt sich meist mit der Zeit von selbst. Denn lernen wir unseren Partner zunehemend besser und durch die wachsende Nähe immer mehr Facetten von ihm kennen, muss sich auch unser erstes Bild verändern. Man glaubt, dass die rosa Brillengläser der Verliebten nun transparent-neutraler werden, sie den anderen nun mehr sehen, wie er „wirklich ist“.
Haben wir vorher keinerlei „Schwächen“ beim Angehimmelten finden wollen, sehen wir sie nun deutlicher, ihn jetzt in einem neuen Licht. Das kann als unsanftes „Erwachen“ erfahren werden, als unangenehme Desillusionierung. Manch einer hat sich in dieser Situation schon selbstzweifelnd an den Kopf gefasst und gefragt, wie er sich im anderen nur so hat „täuschen“ können. Oder aber das erweiterte bzw. revidierte Bild des Partners wird als Bereicherung bewertet und willkommen geheißen. So ist dieses Stadium in einer Beziehung oft ein Punkt, an dem sich entscheidet, ob man den Weg zusammen weitergehen will, obwohl man nicht mehr verliebt ist, oder ob man sich trennt.
(K)ein Bildnis vom Partner machen
Das Bild unseres Partners, dass wir nach der ersten Verliebtheitsphase gewinnen, gleicht in der Regel mehr der „allgemeinen Wahrnehmung“ von ihm. Wir können glauben, dass wir ihn jetzt „objektiver“ bzw. „wahrer“ wahrnehmen als zuvor. Tatsächlich haben wir uns aber bloß ein neues Bild von ihm gemacht, nur dass es – im Unterschied zu vorher – nun meist mehr der Wahrnehmung der Mehrheit entspricht. Vielleicht sehen wir ihn aber jetzt auch einseitig als komplett „unperfekt“. Unsere Bewertung schlägt dann um – wir sind nicht mehr verliebt, sondern „anti-verliebt“. Wir fokussieren uns nun auf die „Schwächen“ unseres Partners, sehen in ihm die „Hölle“ statt den „Himmel“.
Ob wir unseren Partner verliebt anhimmeln, desillusioniert verteufeln oder vermeintlich objektiv seine Stärken und Schwächen sehen: In jedem Fall machen wir uns ein bestimmtes Bild von ihm, legen ihn darauf fest, bewerten ihn. Das können wir gar nicht anders in unserer Welt der Form. Festgelegte Bilder sind uns angenehm, denn wir geben uns mit ihnen ein Gefühl von Bekanntem, Halt und Vertrautheit. Doch die Kehrseite der Medaillie ist, dass wir uns damit in unserer Wahrnehmnung gleichzeitig einschränken. Darum heißt es schon in der Bibel: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist“ (Lutherbibel 1912). Denn ein Bildnis definiert, setzt Grenzen. Man macht sich selbst damit unfrei und unvermögend den „Gezeichneten“ anders als in dem gemalten Bild zu sehen – steckt ihn letztlich in eine Schublade.
Gewöhnlich machen wir vom jeweiligen Bild unserer Mitmenschen abhängig, ob wir glauben sie lieben zu können. Also auch vom Bild unseres Partners, ob wir meinen ihn weiterhin anhimmeln zu können – oder eben nicht. Nur wenn wir verliebt sind, erkennen wir ihn als anhimmelnswert an. Und auch dann ist das Anhimmeln an das anfängliche Bild geknüpft, durch die erste „Verblendung“ bedingt. Aber ist es nicht gerade die bedingungslose Liebe, die wir in der Liebesbeziehung zu erfahren hoffen? Sehnen wir uns nicht alle – zumindest insgeheim – nach einem Menschen, der uns genau so liebt, wie wir gerade sind, unabhängig von dem Bild, das er von uns hat? Bedingungslos!
Der liebevolle Blick sieht das wahre Sein
Die gute Nachricht: Du kannst lieben und geliebt werden rein für Dein Sein. Bist Du selbst in der Liebe, kannst Du sie auch in jedem anderen Menschen sehen. Gehst du bewusst in das himmlische Gefühl, kannst jederzeit auch den „Himmel“ in Deinem Partner neu entdecken. Du brauchst ihn nicht durch „weltfremd“-rosa, sondern bloß bewusst durch liebevolle Brillengläser zu betrachten. So kannst Du Dich immer wieder neu in ihn verlieben, ihn jederzeit aus vollem Herzen anhimmeln.
Dann ist es keine bedingte Verliebheit mehr, die sich nur auf den Partner, ein bestimmtes Bild oder einen Zeitpunkt bezieht. Nein, dann handelt es sich um eine universelle Liebe ohne Grenzen und Bedingungen. Mit der Übungstechnik des liebevollen Blicks hast Du die Möglichkeit Dich in Deinen Partner sowie Dein ganzes Leben neu zu „verlieben“. Denn letztlich braucht das Anhimmeln keinen Grund, sondern bloß eine Entscheidung und etwas Übung. Dann ist es jederzeit möglich den „Himmel“ im Partner, anderen Menschen, Dingen oder Situationen zu sehen.
Wenn Du den „Himmel“ in Dir aktivierst und alles mit liebevollem Blick betrachtest, kannst Du alles und jeden anhimmeln und lieben, bist Du ins Leben selbst verliebt. Fühlst Du die Liebe als den Himmel in Dir, siehst Du den Spiegel dessen in jedem anderen Wesen als euer gemeinsames wahres Sein. Dann kannst Du den sprichwörtlichen „Himmel auf Erden“ leben, kannst himmlisch lieben und himmlisch leben.
Viel Freude und Erfolg beim Anwenden und ein himmlisches Leben wünsche ich Dir,
Zoë Celestine